Die Mücken fliegen tief . . . zurück denn jetzt ist Grasalarm !
Vertellekin in geselliger Runde
Aus dem Leben eines Autofahrers
Eine Geschichte aus tiefsten "Ossi-Zeiten"
Parallelen zur "Wessi-Zeit" sind durchaus möglich
(aus den gesammelten Werken von Hans Lauter)

meinTrabiIch hab ein Auto - bin seitdem bekannt.
Einen Super-Sport-Coupé-Trabant!
Aus zweiter Hand heimlich besorgt.

Auch ich lebte einst in glücklichen Tagen,
da sprach meine Alte, wir brauchen einen Wagen.
Was der Nachbar hat, das brauchen auch wir.
Ich sage: "Elfriede, da braucht man doch Geld!"
"Egal, alles andere wird abbestellt."

Und so begann, Gott bewahre,
zwei ausgesprochene Hungerjahre.
Täglich hauchdünn Marina aufs Brot,
innerfamiliäre Hungersnot.
Wie Bier schmeckt hatte ich längst vergessen,
die Kinder durften die Schulspeisung essen.
So lebt man gesund, so lebt man richtig
wir kriegen ein Auto und das ist wichtig.

Dann hatte Elfriede die Lösung gefunden,
"Otto, Du machst Überstunden!"
Am Sonntag habe ich Kohlen getragen,
Elfriede sprach immer: "Denk an den Wagen!"
Meine Briefmarkensammlung habe ich verkloppt,
 die Pfeife mit Himbeerlaub gestopft.
Bekam ich Prämie, bekam ich Lohn,
am Werktor stand Elfriede schon.
Mein Lieblingshobby musste warten,
mein Unterholzgemüsegarten.
Nicht einmal Dünger durfte ich kaufen,
Elfriede sprach: "Das kostet ein Haufen!"
Das Klo kommt in den Garten - wir düngen mit Natur.
Früh sah man uns dann voll entzücken,
im Garten um die Wette drücken.
Gemüse, Obst gediehen prächtig -
Bald kommt ein Auto und das ist wichtig.

Dann trat die Karre in mein Leben,
ich wollt den Tag hätte es nie gegeben.
Ich kam von der Arbeit und sah' ganz verwundert,
da stand ein Trabi vom Typ 500.
Elfriede hatte sich bewährt,
und schon die Formalitäten geklärt.
Opa war mit 9000 zum Ankauf gern bereit,
später verstand ich, es war höchste Zeit.
Mir gefiel er gleich nicht richtig,
doch wir haben ein Auto und das ist wichtig.

Von nun an hatte ich nichts mehr zu lachen.
Als erstes musste ich die Fahrschule machen.
Zwei Prüfungen musste ich bestreiten,
der Prüfer konnte mich nicht mehr leiden.
Ich lernte weiter, ganz verbissen.
Heut belasten mein Gewissen 3 Autos, eine wilde Sau
und ich überfuhr eine alte Frau.
Ein Langstreckenläufer sah mich zu spät,
der hat heut einen Rollstuhl - ein schönes Gerät.

Dann zum Sylvester, es war ganz toll,
Verkehrskontrolle - ich war voll!
Statt zu blasen, du meine Güte,
war plötzlich Heringssalat in der Tüte.
Die Fahrerlaubnis null und nichtig.
Wir haben ein Auto und das ist wichtig!

Elfriede tobte wie ein Drachen,
"Ich werde die Fahrerlaubnis machen."
Sie schaffte sie gleich, sie war raffiniert,
sie hat mit dem Fahrlehrer poussiert.
Ich saß dann daneben, sie fuhr dann den Wagen,
meine Haare ergrauten in wenigen Tagen.
So will ich nun in wenigen Bildern
einen Sonntagsausflug schildern.

Der Sonntag früh war sonst so nett,
da durfte ich einmal zu Elfriede ins Bett.
An diesem Tag sprach sie kurz und knapp:
"Otto, wasch den Wagen, ab!"
Und weiter dann mit ernster Miene,
"Wir fahren dann gleich ins Grüne."
Von diesem schweren Tag bericht ich,
wir haben ein Auto und das ist wichtig!

Die Karre war sauber wie ein Rubin,
die Kinder saßen auch schon drin.
Elfriede konnte nicht mehr warten,
Schlüssel rein und wollte starten.
Ich seh' noch heut ihr dummes Gesicht,
wir wollten fahren - der Trabi nicht.
Ich schob ihn hin, ich schob ihn her,
bergauf schob sich's besonders schwer.
 Dann hatte Elfriede ungeniert,
den ganzen Hobel demontiert.
Sie wechselte an Ort und Stelle,
Reifen, Rad und Kurbelwelle.
So war es bald elfe schon,
der Wagen sagte keinen Ton.
Elfriede begann schon wieder zu toben:
"Otto, raus, es wird geschoben!"
Ich triefte vor Schweiß, sie schrie:
"Juhu! Otto, ich hab's, der Benzinhahn war zu!"
Nun endlich der Trabi lief richtig,
wir haben ein Auto und das ist wichtig!

Elfriede sprach: "Wir können fahren!"
Wenn auch ein paar Teile übrig waren.
Seit dem habe ich unbequem gesessen,
die Stoßdämpfer hatte sie nämlich vergessen.

Nun kam der nächste Schicksalsschritt,
"Oma und Opa nehmen wir mit."
Sie begrüßten wir mit viel Geschrei,
Opas Dackel war auch dabei.
Elfriedes Fahren machte Spaß,
anstatt zu bremsen gab sie Gas.
Bei jedem Schlagloch sprang die Chaise,
Opa verlor die Zahnprothese.
Oma, die gerade voll entzücken
dabei war einen Strumpf zu stricken,
sprang bei jedem Bremsen vor
und ich bekam die Nadel ins Ohr.
Auch mit dem Dackel war es ein Graus,'
der spuckte sein ganzes Frühstück wieder aus.
Nur wenn ich half, lenkte sie richtig,
wir haben ein Auto, nur das ist wichtig!

Vorbei ging's an einem Bauernhof,
da stand ein Hahn und guckte doof.
Noch ehe ich Elfriede gezügelt,
hatte sie ihn aufgebügelt.
Ich nahm das Tier voll entsetzen zum Bauer,
"Ich werd ihn ersetzen."
Der hatte den Schmerz noch nicht überwunden,
musterte er mich von oben bis unten.
"Nein, mit solchen Nieten sind meine Hühner nicht zufrieden."
Da sprach Elfriede: "Nehmen Sie ihn bloß,
das schafft er schon noch und ich bin ihn los."

Weiter ging es rasend und wild,
vor der Schule stand ein Schild.
Fahre langsam und mit Übersicht,
überfahre die kleinen Kinder nicht.
Darunter stand mit Schulkreide prompt,
'Warte, bis der Lehrer kommt.'
Dann ging es bergab, ich sah verwundert,
die Tachonadel stand auf 100.
Sie meinte wohl, der Mensch denkt und Gott lenkt.
Bei 120, kaum zu fassen,
hat sie ihn dann laufen lassen.
Der liebe Gott ist sonst zwar tüchtig,
doch diese Gegend kannte er nicht richtig.
Bei 140, ich seh's noch vor mir,
das rechte Hinterrad war noch schneller als wir.
Drei Bäume gestreift, den vierten frontal,
wir überschlugen uns bestimmt fünf Mal.
Das krachte, klirrte, polterte richtig,
was ist mit dem Wagen, nur das ist wichtig.

Ich erwachte mit Gewimmer,
ringsum rauchten die Trümmer.
Elfriede war es zum Glück gelungen,
sie war mit den Kindern abgesprungen.
Besorgt trat sie näher: "Otto, he, wie geht es dir,
tut dir etwas weh?"
Nein sprach ich mit zerfetzten Sachen,
nur der Kopf tut mir weh beim Lachen.
Schwankend begann ich den Opa zu suchen,
da kam aus den Trümmern ein Fluchen.
Auf dem Ersatzrad saß er ganz geduckt,
"Otto, ich hab meine Zähne verschluckt."
Ich sah nach vorn, ich sah nach hinten,
die Oma konnte ich nicht finden.
Das Hörrohr fanden wir im Dreck,
rufen hatte keinen Zweck.
Wir suchten etwa 3-4 Stunden,
durch Zufall wurde sie gefunden.
Als Opa gerade zum Himmel sah,
plötzlich rief er: "Da ist sie ja!"
10 Meter höher saß sie fast,
in einem Baum, auf einem Ast.
Was in der Zwischenzeit passiert,
hatte sie noch nicht kapiert.
Da saß sie, wie ein stolzer Reiter,
mit samt den Strumpf und strickte weiter.
Da haben wir uns gleich beeilt,
und sie ganz sachte abgeseilt.
Es war zum Glück nicht viel geschehen,
bloß den Dackel haben wir nicht wieder gesehen.

Ein böser Tag war für uns aus,
bis heute war ich im Krankenhaus.
Da kam Elfriede mich besuchen,
sie brachte Obst und Kuchen.
Was dann noch kam, das ging zu weit,
sie hatte eine Neuigkeit.
Wir machten einst zum Zeitvertreib,
mit bei einem Preisausschreib'.
Heut gab man die Gewinner bekannt,
wir haben gewonnen - einen "Trabant"!

Kaum hörte ich das, sprang ich auf und davon,
und eilte fast im Dauerlauf.
Irgendwo lass ich mich nieder und hoffte,
ich seh' kein Auto wieder.
Essen und trinken werde ich wieder richtig,
ihr Autofahrer, das ist wichtig.
Ab heute bin ich öfter blau
und darauf ein dreifaches

HELAU!!!

 
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